Bypassoperation
Sind mehrere Herzkranzgefäße so stark verengt,
dass
unmittelbar ein Herzinfarkt bevorsteht, können die Ärzte aus
den Beinen eine oberflächliche Hautvene entnehmen und diese als
Umgehung (»Bypass«) an die Herzkranzarterien annähen. Dieses
Verfahren ist in der Herzchirurgie mittlerweile Routinemethode
geworden. In einer Operation können sogar fünf bis sieben
solcher Bypässe angelegt werden.
Ballonkatheter
Erst in in den letzten Jahren wurde ein Verfahren entwickelt,
bei dem ohne Eröffnung des Brustkorbes ein Engpass in den
Herzkranzgefäßen beseitigt werden kann. Zu diesem Zweck wird
meist über die große Beinarterie in der Leistenbeuge ein
Katheter eingeführt und bis zum Abgang der Herzkranzgefäße
vorgeschoben. Der Katheter besitzt an seiner Spitze einen
kleinen Ballon, der von außen aufgeblasen werden kann. Auf
diese Weise kann die Engstelle erweitert werden.
Herzklappenfehler
Herzklappenfehler können angeboren oder erworben sein. Die
im Laufe des Lebens erworbenen Klappenfehler sind meistens auf
eine rheumatische Erkrankung zurückzuführen. Jeder
Klappenfehler beeinflusst die Strömungsverhältnisse im Herzen
und hat Rückwirkungen auf den Kreislauf. Man unterscheidet
zwischen der Verengung der Klappenöffnung (Stenose) und der
Schlussunfähigkeit (Insuffizienz). Durch die großen
Fortschritte der Herzchirurgie ist bei Herzklappenfehlern heute
oft eine operative Korrektur möglich: z. B. in Form einer
Sprengung der Verengung oder durch einen künstlichen
Klappenersatz bei Insuffizienz.
Angeborener Herzfehler
Wird ein Kind mit einer stark verengten Aorta
(Hauptschlagader) geboren, man nennt diese Fehlbildung auch
Aortenisthmusstenose, muss sich sein Herz sehr anstrengen, um
das Hindernis zu überwinden. Ein solches Kind hätte eine
Lebenserwartung von ca. 35 Jahren, würde es nicht operiert.
Heute können die Herzchirurgen eine solche Engstelle ganz
herausschneiden oder sie mit einem Kunststoffgewebestreifen
erweitern. Spätfolgen sind damit für das Kind nicht mehr zu
befürchten.
Ein weiterer relativ häufig auftretender Fehler ist der
sogenannte Vorhofseptumdefekt. Bei dieser Krankheit hat das Kind
ein Loch in der Herzscheidewand zwischen den Vorhöfen, und das
Herz pumpt einen Teil des Blutes durch dieses Loch vergeblich.
Wenn sich dieser Defekt nicht bis zum dritten Lebensjahr von
selber schließt, so wird er von den Herzchirurgen zwischen dem
fünften und zehnten Lebensjahr entweder zugenäht oder durch
einen Kunststoffgewebeflicken abgedeckt. Ein solches Loch kann
ebenso in der Herzscheidewand zwischen Herzkammern auftreten (»Ventrikelseptumdefekt«).
Kleine Ventrikelseptumdefekte bedürfen überhaupt keiner
Behandlung. Größere müssen operativ geschlossen werden, wobei
der Chirurg entweder das Loch direkt vernäht oder einen
Kunststoffgewebeflicken aufsetzen kann.
Am Herz können noch viele weitere Fehlbildungen auftreten.
So können Klappen zu eng angelegt sein, die großen
Herzarterien aus der falschen Herzkammer entspringen oder
kombinierte Herzfehler auftreten. Viele Operationen erfordern
den Einsatz der Herz-Lungenmaschine und können erst im Kindes-
oder Jugendalter vorgenommen werden.
Erworbene Herzfehler
Die erworbenen Herzfehler betreffen vorwiegend die Ventile
des Herzens, die Herzklappen. Es können alle vier Klappen des
Herzens betroffen werden, wobei je zwei zwischen Vorhof und
Kammer bzw. zwischen Kammer und Ausflußbahn liegen. In einer
Operation können eine oder mehrere Herzklappen gegen solche aus
Kunststoff und Metall ausgetauscht werden.
Die Klappenersatzoperation ist nicht die einzige
Behandlungsmethode bei Herzklappenfehlern. Sie sollte aber in
Abhängigkeit vom Schweregrad der Erkrankung und dem Alter des
Patienten rechtzeitig durchgeführt werden, falls eine
Notwendigkeit und Operationsmöglichkeit besteht.
Herztransplantation
Die Herztransplantation ist mittlerweile ein zur Routine
weiterentwickeltes Operationsverfahren. Dass das Verfahren
trotzdem relativ selten angewendet wird, liegt zum einen daran,
dass zu wenig Spenderherzen zur Verfügung stehen, und zum
anderen daran, dass die Transplantation nur vorgesehen wird,
wenn kein anderer Ausweg möglich ist. Eine Herztransplantation
kann wie alle Transplantationen Komplikationen mit sich bringen.
Der Körper kann bei einem transplantierten Herzen die
Schlagzahl nicht an eine geänderte Kreislaufsituation anpassen.
Ein transplantiertes Herz schlägt immer mit seiner eigenen
Frequenz. Außerdem kann es zu einer Abstoßungsreaktion kommen,
die die häufigste Komplikationsursache ist.
Mit der Herzkrankheit leben
Wer Angina pectoris Anfälle oder sogar einen Herzinfarkt
durchgemacht hat, muss sich auf ein anderes Leben einstellen,
denn es handelt sich um ernst zu nehmende Gesundheitsstörungen.
Das ist jedoch noch kein Grund zu verzweifeln. Die moderne
Medizin kann bei nahezu allen Herzkrankheiten wirksam helfen.
Der Apotheker liefert Ihnen wirksame Medikamente, die Ihr
Arzt Ihnen verschrieben hat. Häufig verspüren Sie keine
Beschwerden. Es ist dann schwer einzusehen, warum man dann
trotzdem weiter Medikamente einnehmen soll. Setzen Sie dennoch
nicht eigenmächtig die Tabletten ab. Wenn man die Einnahme
bestimmter Substanzen zu plötzlich einstellt, kann ihre Wirkung
ins Gegenteil umschlagen, wie z. B. bei den Beta-Blockern. Von
anderen Mitteln dürfen Sie nicht einfach mehr einnehmen, als
der Arzt Ihnen verschrieben hat. Sogenannte Digitalisglykoside
haben nur einen ganz eingeschränkten Bereich, in dem der
Blutspiegel dieser Substanzen schwanken darf. Nehmen Sie
zuwenig, wirken diese Mittel nicht, nehmen Sie zuviel, kann es
ernste Nebenwirkungen geben. Häufig müssen Sie mehrmals
täglich verschiedene Medikamente einnehmen, die an
unterschiedlichen Stellen des Organismus wirken.
Da kann es schon einmal vorkommen, dass man die eine oder
andere Tablette vergißt: Gegen diese Vergeßlichkeit hilft ein
Tablettendöschen mit Tages- und Wocheneinteilung, wie es in
Apotheken zu haben ist. Die Behandlung fast aller chronischen
Krankheiten erfordert eiserne Selbstdisziplin, damit die vom
Arzt eingeleitete Therapie auch wirksam greift. Die aktive Rolle
zur Linderung oder Überwindung des Leidens muss der Patient
selbst übernehmen. Die Medizin hat gerade auf dem Gebiet der
koronaren Herzkrankheit in den vergangenen Jahren so große
Fortschritte gemacht und sowohl im Hinblick auf sehr wirksame
Medikamente als auch auf die neuen Operationsverfahren die
Situation für viele Patienten drastisch gebessert. Natürlich
können Sie auch selber Ihren Anteil dazu leisten, dass sich Ihr
Leiden nicht weiter verschlechtert.
Manchen Menschen fällt es schwer, sich von einer »lieben
Gewohnheit«, z.B. dem Zigarettenrauchen, zu trennen. Man kennt
keinen größeren Risikofaktor für Herz und Kreislauf als den
Tabakkonsum. Es gibt wohl kaum einen Arzt und kaum eine
Krankenschwester, die nicht einmal oder mehrfach erlebt haben,
dass ein Patient nach überstandenem Herzinfarkt das Rauchen
»mal wieder« probieren wollte und dabei sein Leben ließ. Bei
Kaffee oder Tee brauchen Sie dagegen nicht so streng zu sein.
Auch Alkohol in Maßen genossen muss nicht schädlich sein.
Wenn Sie allerdings ohnehin zu hohen Blutfettwerten neigen, eine
Tendenz zur Gicht oder zu einem Übergewicht haben, dann können
Sie durch Alkohol - gleich welcher Art - die Situation
natürlich verschlechtern. Wenn Ihr Arzt Ihnen ein Medikament
verordnet hat, dann hat er den Nutzen dieses Arzneimittels gegen
die damit verbundenen Risiken abgewogen. Der Patient sollte aber
wissen, mit welchen Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen
gerechnet werden muss. Diese Begleiteffekte können, müssen
aber nicht auftreten. Lesen Sie den Beipackzettel kritisch, aber
nicht ängstlich! Fragen Sie gegebenenfalls Ihren Arzt, wenn
Ihnen nach dem Lesen des Beipackzettels Bedenken gegen das
verordnete Medikament kommen.
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